Der Verdauungsapparat der Pferde

In Teil 2 der Serie ‘Der Verdauungsapparat der Pferde’ habt ihr schon viel über den Weg von den Lippen zum Pferdemagen erfahren.


Im Magen und Darm findet schließlich die eigentliche Verdauung statt. Die Magen- und Darmwand besteht aus drei Schichten, einer inneren Zottenschicht, einer mittleren Muskelschicht und einer äußeren Bindegewebshaut, die das vorbeigleiten der Därme aneinander ermöglicht. Die Steuerung der Muskulatur erfolgt ausschließlich automatisch.


Zu den Besonderheiten des Pferdemagens habe ich in meinem Beitrag zu Magenerkrankungen schon ausführlich geschrieben. Der Pferdemagen ist ein zusammengesetzter Magen mit einem Teil Drüsen und einem Teil ohne Drüsen. Im Magen herrscht durch die darin befindliche Magensäure ein saures Milieu. Der Magen dient als Nahrungsspeicher, der Nahrungsdesinfektion und zur Verdauung von Proteinen.


Der Pferdedarm

Im Darm wird das saure Milieu des Magens dann alkalisch. Der insgesamt 16-21 Meter lange Dünndarm gliedert sich in den Zwölffingerdarm, den Leerdarm und den Hüftdarm. In der Fachsprache werden diese Darmteile als Duodenum, Jenunum und Ileum bezeichnet. Im nur etwa einem Meter langem Duodenum findet etwa 50% der gesamten Verdauung und Resorption statt. Bauchspeicheldrüse und Leber produzieren die Verdauungssäfte und spritzen sie in den Zwölffingerdarm ein. Die Leber produziert Galle, deren einzige Aufgabe es ist, Fette zu lösen. Da das Pferd keine Gallenblase hat, wird ständig Galle in den Darm abgegeben. Die Bauchspeicheldrüse produzierte zig Verdauungsenzyme für Fette, Eiweiße und Zucker.


Der Dünndarm ist beim Pferd ein sehr langes, sehr bewegliches und wackelig aufgehängtes Gekröse. Hier kann es schnell zu Verdrehungen und Problemen mit dem Milz-Nieren Band kommen, die Lebensgefährlich sind. Die Pferde sind häufig nur durch eine teuere Operation zu retten.


Der Dünndarm mündet in den Dickdarm. Dieser gliedert sich in Blinddarm, Grimmdarm und Mastdarm, in der Fachsprache Caecum, Colon und Rectum genannt. Der Dickdarm ist insgesamt nur etwa 4-6 Meter lang.


Der Blinddarm – eine Besonderheit im Verdauungsapparat der Pferde


Eine herausragende Rolle beim Pferd spielt der Blinddarm. Er steht unter Gasdruck und funktioniert wie eine Gärkammer. Der Nahrungsbrei muss hier förmlich eingespritzt werden, was man an der Rechten Flanke hören kann (dazu muss man etwas geduldig sein und einige zeitlang hören). Am Blinddarmeingang befindet sich ein starker Schließmuskel. An diesen hängt sich der Pferdebandwurm Anoplo cephala und beschädigt ihn. Dadurch kann es zu einem Reflux von Gas kommen, der tödlich verläuft. Der Blinddarm wird beim Warmblutpferd ca. 1,80 Meter lang (beim Shire Horse bis zu 2,40 Meter).


Die Mikroorganismen im Blinddarm spalten Zellulose auf, im Blinddarm gibt es jedoch keine Rezeptoren zur Aufnahme von Nahrungsmitteln. Dadurch ist der Pferdekot extrem energiehaltig, was der Grund ist warum Hunde und Katzen Pferdekot lieben. Die gute Nachricht, im Pferdekot ist so gut wie überhaupt nichts schädliches enthalten. Sinkt der Rohproteingehalt des Pferdes unter 6% beginnen sie ihren eigenen Kot zu fressen.


Die Mikroorganismen im Blinddarm spalten nicht nur Zellulose und machen sie verfügbar, Zellulose wird auch zu Fettsäuren und Aminosäuren verarbeitet. Diese Säuren kann der Dickdarm absorbieren. Pferde können also jegliche Rohfaser verarbeiten, sie brauchen kein Kraftfutter. Jede Zufütterung von Nicht-Rohfaser verursachte eine Dysbakterie im Darm. Durch die Umsetzung der Zellulose entstehen pro Tag etwa 5 kg Methangas.


Im Dickdarm ist die Krankheit Morbus crohn, die in der Tiermedizin als Culitis ulcerosa bezeichnet ist, bekannt. Erste Forschungen zeigen, dass die Autoaggressionskrankheit möglicherweise durch ein gelangweiltes Immunsystem ausgelöst wird. Es gibt Therapieversuche mit Bandwürmern, deren Studienergebnisse vielversprechend sind.


Im Grimmdarm werden Elektrolyte und Vitamine absorbiert und dem Nahrungsbrei Wasser entzogen. Im Mastdarm wird schließlich das restliche Wasser entzogen, der Kot geformt und ausgeschieden.


Ihr seht, die Gesunderhaltung des Verdauungsapparat der Pferde ist von entscheidender Bedeutung für deren Wohlbefinden. Im nächsten Beitrag zeige ich euch, wie ihr etwas für eine gute Darmflora tun könnt.


Anmerkung zum Foto: Ein Pferd, das kolikt und sich so hinstellt, hat sehr wahrscheilich hochgradige Magenprobleme. Eine andere Erklärung für diese Stellung wäre eine Herzerkrankung.

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