Raus aus der Komfortzone

Ganz leicht ist es ja nicht, wenn man sich raus aus der Komfortzone wagen muss. Aber leider oft unvermeidlich und auch wirklich wichtig. Nur so können wir lernen und wachsen. Nicht umsonst heißt es, wer immer nur tut was er schon kann, wird immer bleiben was er schon ist.

Mich hat es diese Woche beim Ausreiten getroffen. So schön chillig waren wir in den vergangenen Wochen die bekannten Pfade geritten und mein Jungspund Covid fühlte sich mehr und mehr sicher und ging den Großteil der Strecke zwischenzeitlich entspannt. Abgeerntete Wiesen und Äcker hatte ich vorsorglich gemieden, so entging ich jeglicher Diskussion mit ihm darum, ob man da jetzt fressen darf oder nicht. Und das eine Wiese unter Pferdehufen oftmals zu unkontrollierten Bocksprüngen führt, haben wohl viele Reiter uns schon erlebt. Darauf hatte ich jetzt nicht unbedingt Lust, zumal er sich auch tatsächlich in Rage bocken kann.

Warum ich raus aus meiner Komfortzone musste

Dann kam der Donnerstag und da Regen angesagt war, waren viele Landwirte unterwegs, um ihre Äcker zu bestellen. Ausreiten gingen wir natürlich trotzdem. Auf unserem geliebten Maisacker wurde geackert und gesät und so mussten wir hier schon ausweichen. Glücklicherweise sind die allermeisten Landwirte bei uns sehr rücksichtsvoll und achten mit ihren großen Maschinen darauf, uns Reitern nicht zu nahe zu kommen oder bleiben stehen. Covid ist tapfer vorbeigestapft, auch wenn der riesige Traktor mit seinem Anbaugerät direkt am Wegrand stand. Allerdings mussten wir schlussendlich auf allen vier Seiten um diesen Acker herum.

Naja, abwarten wie weit sie waren, wen wir uns auf den Rückweg machten. Wir entschieden, dann jedoch, den nächsten Acker zu nehmen. Das brachte uns etwas Abstand jedoch für Covid auch neues Terrain. Erst über einen abgeernteten Maisacker, dann über eine Wiese, alles bergab.  Covid war natürlich aufgeregt, ist aber brav gelaufen. Da ich immer versuche, den Zügel so lange als möglich zu lassen, war ich ganz schön damit beschäftigt ihn aufzunehmen und wieder kurz zu lassen, um ihn bei mir zu halten.

Dann das nächste Problem – Stau auf der Autobahn. Wenn wir jetzt wie gewohnt unsere übliche Route reiten würden, hätten wir das Thema, dass wir zweimal die Ausweichroute überqueren mussten. Das konnte jede Menge LKWs bedeuten. Also entschieden wir, dass auch das nicht die beste Lösung war und gingen den bei uns berühmt – berüchtigten Huppelweg. Eigentlich eine den Pferden bekannte Galoppstrecke und natürlich alles Wiese und natürlich auch wieder teilweise bergab. Langes Gras stand auch noch. Was soll ich sagen – es ist nichts passiert. Covid war aufgeregt und angespannt aber trotzdem sehr brav. Keine Diskussion darüber ob man fressen kann oder nicht, kein Durchgehen, keine Bocksprünge, nichts von dem, was ich mir in meinen Gedanken so als Horrorszenarien ausgemalt hatte.

Am Ende der Wiese mussten wir über einen kleinen Überweg, unter dem immer Wasser fließt. An anderer Stelle hatte der Jungspund da schon mal heftig geglotzt und fand das eher nicht so spannend. Die Stelle hier war schmaler und es war Wiese. Doch auch da ist er brav neben seinem Kumpel Adinos hergetrottet, hat zwar kurz gekuckt aber das war es auch schon.

Aber dem nicht genug

Der Tag war irgendwie verhext. Auf dem Schotterweg in Richtung Stall fuhr ein Kettenbagger vor uns her. Wer das Geräusch schon einmal gehört hat, weiß, dass das ganz schön laut ist. Uns blieb nichts anderes übrig als hinterher zu reiten. Und auch hier – es ist nichts passiert, Covid war brav und einigermaßen entspannt.

Am Ende konnten wir sogar noch unsere ursprüngliche Route an die Tour anschließen, da der Stau sich zwischenzeitlich aufgelöst hatte. Auch am Ackerrand entlang und trotz der Traktoren lief der kleine große Jungspund zwar zunächst etwas angespannt aber doch sehr brav, so dass wir zum Abschluss sogar traben konnten.

Puh – sagte ich zu meiner Schwester als wir daheim angekommen waren. Ich war heute dermaßen weit außerhalb meiner Komfortzone. Und das stimmte – ich weiß nicht, wie lang es gedauert hätte, bis ich mit Covid komplett über eine Wiese geritten wäre. So war ich gezwungen und musste mich daher darauf einlassen. Das ein junges Pferd in neuen Situationen angespannt ist, ist normal und darf auch so sein. Als Reiter machen wir uns mit zunehmendem Alter jedoch viel zu oft einen Kopf darüber, was alles passieren könnte, obwohl solche Dinge bisher vielleicht noch gar nie passiert sind.

Lektion gelernt – die Macht der Gedanken kann man nicht immer kontrollieren. Aber über deren Macht überhaupt Bescheid zu wissen, erleichtert vieles. Darum muss man sich immer mal wieder raus aus seiner Komfortzone wagen, um zu sehen, dass vieles gar nicht so ist, wie man es sich in seinen Gedanken ausmalt.

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